Das Menschenzeitalter, in dem wir uns befinden – auch treffend als Anthropozän bezeichnet – stellt eine neue Phase mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die gesamte Welt dar. Es wird deutlich, dass wir in einer Epoche leben, in welcher die Menschheit einerseits mit Unmöglichkeit globalen Veränderungen vollständig zu begreifen konfrontiert wird und gleichzeitig vor der Herausforderung steht, neue Wege zu finden, lokale Wirklichkeiten zu transformieren.
Fieldstations ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 2016 in Berlin seinen Sitz hat und sich für ein neues performatives Verständnis des Menschenzeitalters, auch Anthropozän genannt einsetzt. Fieldstations hat sein Koordinationszentrum in Berlin aber ist als ein Netzwerk von Akteuren organisiert, die weltweit ihre eigenen Stationen konzipieren.
Fieldstations operiert auf verschiedenen Ebenen: Die Tätigkeit des Vereins umfasst Lehrprojekte an verschiedenen Hochschulen, lokale Interventionen, öffentliche Debatten, Kunstprojekte, experimentelle Initiative. Fieldstations operiert transdisziplinär und experimentell. Seine Akteure kommen unter anderem aus der Architektur, Philosophie, Wirtschaft, Kunst, Soziologie, Geologie, Designtheorie. Die Zielsetzung von Fieldstations ist in der Erforschung von Lokalität experimentell zu agieren, insbesondere durch die Hybridisierung von analogen und digitalen Techniken und die Entwicklung neuer hybriden Medien. Fieldstations wendet sich der aktiven Wahrnehmung unserer Umwelt zu und möchte Wirkkraft dort ansetzen, wo Menschen aktiv und kritisch ihr Umfeld gestalten und bewusst verändern möchten, um dem systemischen Gleichgewicht näher zu kommen.
Bei Fieldstations geht es um die Möglichkeit des Begreifens einer lokalen Situation – sei sie Gewohnheiten, Sprachen, Orte. Eine lokale Situation hat eine Struktur, ein gewisses Gleichgewicht und trotzdem ist sie ein dynamisches System, was eine gewisse Permeabilität durchlässt, so dass eine Verbindung, eine Integration und eine Kontamination mit anderen Akteuren möglich ist. Diese Wirkung auf eine lokale Situation ist also nie neutral und schließt immer unsere Perspektive hinein, die Teil einer Mitkonstitution ist. Die Frage nach den Methoden, Medien, Theorien ist jedoch von zentraler Bedeutung, wenn eine Fieldstation der Lokalität sich nähern wird: wie kann das geschehen? Die Annäherung ist dabei immer wieder eine Deutungshandlung, eine Transformation, eine Perspektive, die den lokalen Ort verändert. Deswegen ist eine Wissenschaft des Ortes in jeder Fieldstation schon immer impliziert. Fieldstations sind nicht zufälligerweise in ihrer historischen und wissenschaftlichen Gegebenheit „Messstationen“, also Stationen, die quantitativ lokal messen. Sie sind Aufnahmegeräte.
Fieldstations als Verein möchte die Idee der Messung radikalisieren, indem nicht nur um Messgeräte geht, die etwas mit objektiven Kriterien aufnehmen aber gleichzeitig auswerten, sondern Geräte für die Erforschung der Lokalität so anwenden, um sie nicht nur aufzunehmen sondern erst zu Sichtbarkeit zu bringen. Die Philosophie hat schon längst gezeigt, dass das unmittelbare Wahrnehmen und objektive Bestimmen, das linear-wissenschaftliche Begreifen und das glasklare Lesen nicht nur schwer sondern unmöglich sind, wenn man Verantwortung für das eigene Wissen tragen will: unsere Linsen und Lupen zu entdecken, um mit ihnen agieren zu können, das ist das Spannende! Dafür teilen die verschiedenen Akteure im Fieldstations-Verein eine gemeinsam konzipierte Methode, die mit drei Stichworte beschrieben werden: Sense heißt, lokale Stationen zu definieren, in den lokale Agenten den Ort erkunden, wahrnehmen. Diese Phase betrifft unter anderem auch das Sammeln von Data, Wahrnehmungs- und Meßprozesse, historische Analyse, interpersonelle Austausche. In der Adapt Phase geht um das Konzipieren, Kuratieren und Moderieren von Workshops, die an der spezifischen Orten adaptiert sind. Dabei geht es um das Begreifen des Kontextes, der verschiedenen Relationen und Methoden, die zum Ort passen und gleichzeitig den Ort neu zeigen vor allem im Kontext seiner „Anthroposieinierung“. Die dritte Phase ist generative und betrifft das Create, in dem die Akteure Szenarien, Resultate, Werke präsentieren. Fieldagents bringen in dieser Form den Ort zu neuer Sichtbarkeit, initiieren somit neue Prozesse und involvieren andere lokale Akteure.